Auf den Spuren der Tour de France


Auf den Spuren der Tour de France
Autor: Ulrich Teeuwen
Fotostrecke

Auf den Spuren der Tour de France begaben sich die Rennrad-Sportler Carl Speis und
Ulrich Teeuwen vom RRC Haaren und Reiner sowie Carsten Smeetz von der Staubwolke Kempen. Dabei trafen sie auf viel Neues und Unerwartetes.

Die Etappen mussten minutiös im Vorfeld geplant werden (Start Januar 2018). Dank dem Tourenplaner ( K…. und b……. com) gelang dies letztendlich durchaus zufrieden stellend.
Ein besonderes Dankeschön an Reiner Smeetz ( Vater von Carsten ), der sich bereit erklärt hatte, das Transport-Fahrzeug von Hotel zu Hotel zu fahren. Er ist uns dann mit dem Rennrad entgegenkommen, sodass wir die letzten Kilometer der meisten Etappen zusammen zurücklegen konnten.

Die Strecke wurde als Pyrenäen-Cross festgelegt. Sie begann am Atlantik in dem malerischen Hafenstädtchen St.- Jean- de Luz. Von dort ging es in 8 Etappen zur Mittelmeerküste nach Argelès-Plage.

Direkt auf der ersten Etappe fiel uns die reichhaltige Natur ins Auge. Überall bahnte sich Wasser seinen Weg aus den Bergen, vom Rinnsal bis zum Wasserfall. Die Strecke führte uns auf die einsamsten Straßen auf der spanischen Seite und dann in das Pilgerstädtchen St. Jean-Pied-de-Port. Hier schienen alle Pilger eher im Fußballfieber zu sein. Das feucht-heiße Klima machte uns allen doch zu schaffen, sodass wir früh ins Bett gingen.

Unsere nächste Etappe sollte mit 138km und 4000 Höhenmetern die Härteste werden! An diesem Tag ging der Wecker um 6 Uhr mit anschließendem Frühstück. Nach der Bezwingung des Col de Burdincurucheta, des superschweren Col d´Erroimendy und dem Port de Larrau trafen wir pünktlich zur besten Mittagszeit im spanischen Isaba ein . Hier speisten wir in einer typischen, lauten Bar und labten uns an Kaltgetränken, zeigte doch das Thermometer immer noch über 30 Grad. Der Rückweg ging über den Col de Pierre ins französische Arette, wo wir auf einer Pata-Negra-Schweine-Farm schliefen, mit deren Fleisch wir abends verwöhnt wurden.

Die 3. Etappe sollte uns in die Zentralpyrenäen bringen, wo uns die großen Klassiker der Tour de France erwarteten, mit dem Col de Marie Blanque , Col d´Aubisque und du Soulor. Am Fuße des Col d´Aubisque, dem diesjährigen Tour-Zielort Laruns, erfuhren wir, dass die Passstraße von einer Mure verschüttet war. Dies bedeutete für uns: Umkehren und improvisieren, 35 km extra und von der Nordseite auf den Soulor. Nach der gestrigen Etappe waren die Beine dann doch recht müde und der Soulor wurde bei 37 Grad ohne Schatten spendende Bäume zur echten Herausforderung. Da hatten wir wohl eine zweite Königsetappe. Nach einer 25Km langen Abfahrt, wo der kühlende Wind unseren Schweiß trocknete, erreichten wir gegen 18 Uhr unser Quartier in Barèges, mitten im Anstieg zum Tourmalet.

Am folgendem Tag bot die Etappe keine Möglichkeit zum Warmfahren, der Berg ging sofort mit 8% Steigung los und nach 1300 Höhenmetern am Stück hatten wir den höchsten Punkt dieser Tour erreicht: 2115m über nNN Mit dem Col d´Aspin und dem Peyresourde mussten noch 2 Anstiege bewältigt werden, ehe wir nach 4,5 Stunden Bikesplit in Bagneres de Luchon Quartier aufschlugen.

Weiter ging es mit einer schweren 4-Hügel- Etappe ( Col du Portillon Mentè, Portet d´Aspet und Col de la Core) über 125 km und 3000 Höhenmetern nach Soulan, wo wir in dem sehr speziellen Haus einer Innenarchitektin und wunderschönem Blick auf die bergige Landschaft wohnten. Die Pyrenäenriesen hatten wir jetzt hinter uns gelassen und die Berglandschaft ähnelte hier wieder dem Allgäu mit seinen „sanften „ Hügeln.

Etappe Nr.6 führte uns über den Doppelpass Col d`Agnes und Port de Lers in den Kurort Ax-les-Thermes. Hier waren die letzten 40 km schwierig zu fahren mit stetem Auf und Ab und
Rhythmuswechseln, sodass wir nach 120 km mal wieder auf fast 3000 Höhenmetern kamen.

Die vorletzte Etappe sollte zum Ausruhen nach letzten Strapazen dienen. An einer Baustelle haben wir uns auf Grund eines ausgestellten Navis verfahren und mussten den Berg wieder zurück, auch wenn es gerade gut lief bei gemäßigten Vormittagstemperaturen. Wir hatten allerdings nicht mit der Einöde gerechnet und konnten erst nach 70 gefahrenen Kilometern die erste und einzige Pause einlegen. Glücklicherweise gibt es immer wieder öffentliche Brunnen, denn 2 Trinkflaschen sind im Sommer schnell leer. Auch hatten wir nicht mit dem genau auf der Passhöhe einsetzenden Regen gerechnet. Innerhalb von 5 Minuten war die Temperatur von 32 auf 13 Grad gefallen. Auf der Abfahrt wurden die Finger auf Grund von Kälte und stetigem Bremsen immer gefühlloser. Und als wir dann die erste Bar anfuhren war es auch fürs Essen schon zu spät: Küche geschlossen! Noch nicht mal ein Brötchen. So hatten wir uns den Tag nicht vorgestellt. Also 2 Cafe au Lait und ordentlich Zucker, rein ,ein Glas Bio-Rotwein und das letzte Gel reingedrückt- weiter, nur noch 25 km zum Zielort, das Meiste bergab. Glücklicherweise hatte der Regen nachgelassen und die Temperaturen stiegen wieder. In Erwartung der kurzen und letzten Etappe gingen wir schon mal lecker essen und genossen bei einem Glas Bier den Sonnenuntergang.

Letzter Tag: nur 67km und 300 Höhenmeter, viel Hauptstraße: Vollgas Richtung Mittelmeer .Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag nach 45 km bei 36KM/h und das bei Gegenwind. Dann kurze Kaffeepause in einer katalanischen Bar und im Trödeltempo zur Küste. Das Abenteuer hatte ein gutes Ende gefunden. Wir waren um 855km und über 20000 Höhenmeter reicher. Das musste abends bei hervorragendem französischen Essen und 1-2 Flaschen Wein gefeiert werden.
Dabei wurden gleich wieder Pläne für das nächste Unternehmen geschmiedet.
Lassen wir uns überraschen.